Rückblick Passionsuraufführung „Dein Kreuzesstamm – ein Zeichen“
„Ach, was sind das für bittre Stunden, Christ gegeißelt und voller Wunden, zum Spott und Hohn ein Dornenkron, wird noch um sein Haupt gebunden“.
Seit Jahresbeginn widmete sich der Gemischte Chor Grafenstein einem ganz besonderen Projekt- der Uraufführung einer Passion. Dass dieses Projekt überhaupt zustande kam, ist Prof. Günther Antesberger und Franz Tomazic zu verdanken. Die beiden sinnierten darüber, warum so viele Weihnachtslieder entstünden, aber faktisch keine Neukompositionen im Bereich der Passionsliteratur. Mit Passionsliedern haben sich nur einige wenige beschäftigt- Helena Taibon, Prof. Helmut Wulz, Prof. Hans Pleschberger und Prof. Antesberger selbst-, und da vor allem mit dem Bestand an traditionellen Liedern. Es gibt eine „Millstätter Passion“ (Mittergradnegger), eine „Volkspassion“ aus dem Katschtal (Pleschberger) sowie einzelne slowenische Lieder, aber kein zusammenhängendes Werk neueren Ursprungs.
Aus diesem Grund machte sich Franz Tomazic ans Werk und begann zu schreiben. Mit dem vorgelegten Text konnte Prof. Günther Antesberger einiges anfangen. „Ich habe darin viel emotionales Potenzial gespürt und ich habe zehn Bilder eingerichtet, die die wichtigsten Stationen der Leidensgeschichte spiegeln. Diese konnten dann mit Minitexten aus den Evangelien verbunden werden.“, so Prof. Antesberger.
Natürlich gab es zu Anbeginn ein paar Fragen zu lösen. Eine Passion ist kein Musical, wie kann man sehr besinnlich und trotzdem interessant schreiben?“, erläutert Prof. Antesberger sein Grundproblem. Stilistisch angesiedelt ist diese Neukomposition zwischen Kärntnerlied und Anton Bruckner. Als instrumentale Begleitung des Werkes wurden Orgel und Querflöte ausgewählt. Die Orgel sollte den Chor stützen und stärken; die Querflöte Farbe beisteuern, den Text hervorheben und deuten. Der Gemischte Chor Grafenstein war die erste Wahl für die Uraufführung dieser Passion. Einerseits auf Grund der Entstehungsgeschichte des Werkes, da Franz Tomazic selbst Gemeindebürger von Grafenstein ist, andererseits wegen des wachsenden Sängerpotenzials des Chores.
Im Zuge des Probenwochenendes des Chores in Krastowitz erfolgte im Februar schließlich die erste gemeinsame Probe mit Prof. Antesberger. „Das ist schön!“, lautete der einhellige Tenor der Sängerinnen und Sänger. In zwei weiteren gemeinsamen Proben, auch mit der jungen begabten Flötistin Irina Antesberger, konnte folglich zum Feinschliff übergegangen werden.
Die gelungene Uraufführung der Passion „Dein Kreuzesstamm- ein Zeichen. Jesu Leid, Tod und Auferstehung“ (für Soli, gemischten Chor, Orgel und Querflöte) fand am Sonntag, den 2.April 2017, in der Autobahnkirche „Maria im Walde“ in Dolina statt. Als Sprecher fungierte Hans Mosser.
Das Konzert war so konzipiert, dass der Gemischte Chor Grafenstein mit Unterstützung des ausgezeichneten Vokalensembles KlångQuadrat, das sich aus vier Mitgliedern des Chores zusammensetzt sowie Prof. Günther Antesberger (Orgel) und Irina Antesberger (Querflöte) im ersten Teil Passionsliteratur darbrachten und anschließend im zweiten Teil die besagte Passion aufführten.
Bereits eine Woche nach der Uraufführung in Grafenstein führt ars musica Eggenburg aus Niederösterreich diese Passion auf. Mögen sich noch weitere interessierte Chöre finden, die dieses Werk in ihr Repertoire aufnehmen.
In diesem Sinne ein großer Dank an die beiden Schöpfer- Prof. Günther Antesberger (Komposition) und Franz Tomazic (Text)- des für den Gemischten Chor Grafenstein so einzigartigen Projekts.